Fragen und Antworten zu Starkregen und Sturzfluten

Wann spricht man von Starkregen?

Wenn in kurzer Zeit außergewöhnlich große Niederschlagsmengen auftreten, spricht man von Starkregen. Meteorologisch wird er wie folgt definiert: mehr als 20 l/m² Niederschlag in kurzer Zeit (d. h. ca. 2 Wassereimer pro Quadratmeter). Es können auch wesentlich größere Regenereignisse auftreten – in den letzten Jahren wurden auch schon 200 l/m² Regen in 2 Stunden gemessen. Mit anderen Worten fällt nicht selten innerhalb weniger Stunden oder Minuten die Niederschlagsmenge eines ganzen Monats. Derartige temporäre Starkregenereignisse sind nichts wirklich Neues. Bislang gab es in der Emscher-Lippe-Region ca. 3 bis 4 Starkregenereignisse pro Jahr. Aufgrund des Klimawandels werden sie häufiger sowie heftiger auftreten und entsprechend mehr Orte treffen. Aktuell gehen die Prognosen von bis zu 6 Ereignissen jährlich aus.

Wie kommt es zu Starkregen?

Entscheidende Einflussfaktoren für Starkregen sind die Lufttemperatur, die Windströmungen und die Windstärke. Wenn an heißen Tagen die Temperatur der Luft ansteigt, wird mehr Wasserdampf in der Atmosphäre aufgenommen und durch Temperaturdifferenzen entstehen starke, vertikale Winde. Diese bringen die feuchte Luft in höhere, kühle Zonen. Dort kondensiert der Wasserdampf an kleinen Staubpartikeln oder anderen Teilchen. Die Tropfen nehmen, oft durch Kollision mit anderen Tropfen, solange an Masse zu, bis ihr Gewicht die Kraft der Aufwinde übersteigen. Durch die starken vertikalen Windströmungen bilden sich größere Tropfen als normalerweise. Diese ergießen sich plötzlich und kaum berechenbar über relativ kleinen Gebieten.

Warum ist Starkregen eine so große Gefahr?

Bei Starkregen geht es um große Wassermengen, er ist kaum konkret vorherzusagen, dauert nur kurz und betrifft meist Gebiete von wenigen Quadratkilometern. Dort allerdings kommt es oft zu hohen Schäden. Denn der Boden, die Kanalisation und die Grundstücksentwässerung können die Wassermassen nicht aufnehmen. Nach langen Trockenzeiten oder auch auf versiegelten Böden fließt das Wasser großflächig ohne zu versickern ab und überflutet tiefer liegende Bereiche. Kleine Gewässer schwellen stark an, zusätzlich verschärft das von den Hängen fließende Wasser die Situation. Die Folge: Siedlungsgebiete werden überflutet und große Schäden an Wohn- und Gewerbegebäuden sowie der städtischen Infrastruktur können durch diese Sturzfluten entstehen.

Wären größer dimensionierte Kanäle die Lösung für das Starkregenproblem?

Deutsche Kanalisationen sind für normale Niederschläge ausgelegt. Trotz des Klimawandels und der damit verbundenen Zunahme von Starkregenereignissen sowie ihren Schäden stünde die flächendeckende extreme Vergrößerung in keinem wirtschaftlichen und nachhaltigen Verhältnis. Außerdem wäre es nur eine Teillösung, denn die Abflüsse von Dächern und Straßen sind schon überlastet, bevor die Wassermassen den Kanal erreichen.Und größere Kanäle führen lediglich zu einer Verlagerung der Wassermassen– auch der größte Kanal endet irgendwann in einem Gewässer – im schlimmsten Fall werden dann die tiefer liegenden Stadtteile oder Orte überflutet.

Lebe ich in einem besonders gefährdeten Bereich?

Abhängig von der Topographie sind bestimmte Wohnlagen stärker von Überflutungen bedroht als andere. Gefährdet sind vor allem Gebäude in Senken, der Nähe von Gewässern oder in Hanglagen. Generell besteht ein hohes Überflutungsrisiko für alle Grundstücke ohne Rückstausicherung, ohne ausgeprägte Bordsteinkante, in Tiefgaragen und Kellerräumen sowie für hoch versiegelte Gewerbe- und Industrieflächen. Wenn auf Ihr Gebäude solche Kriterien zutreffen, sollten Sie einen Hochwasserpass erstellen lassen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Gebäude gefährdet sein könnte,hilft ein Fragebogen Ihre Gefährdung abzuschätzen.

> zur Starkregengefahrenkarte.

Welche Schäden können an Gebäuden entstehen?

Grundsätzlich kann das Wasser über drei Wege in Ihr Gebäude eindringen: Oberirdisch durch Lichtschächte, bodennahe Fenster und Türen, über das Kanalsystem und durch einen steigenden Grundwasserspiegel. Besonders betroffen sind neben Kellerräumen und Tiefgaragen Souterrainwohnungen, Gärten, Terrassen und – in Senken- das Erdgeschoss sowie Gebäude in Hanglage. Sind Kellerräume nicht gegen Rückstau aus der Kanalisation gesichert, können sie durch austretendes Wasser volllaufen. Neben der Beschädigung von Sachgegenständen in den betroffenen Räumen leidet die Gebäudesubstanz durch Nässe, Schimmel und im Wasser enthaltene Verunreinigungen.

Wie kann ich mein Gebäude bzw. meine Wohnung gegen die Folgen von Starkregenereignissen absichern?

Grundsätzlich sollte allen Maßnahmen eine gründliche Analyse der Gefährdungslage und möglicher Schäden vorausgehen. Im Anschluss daran verspricht ein sinnvoll kombiniertes Maßnahmenpaket die beste Absicherung. Dabei sollte man sich von einem Sachkundigen beraten lassen, der einen Hochwasserpass ausstellen kann. Folgende bauliche Maßnahmen können sinnvoll sein:

  • Bodensenken, die das Wasser auf dem Grundstück verteilen, sodass es großflächig versickern kann
  • Barrieresysteme wie z. B. Bodenschwellen, insbesondere bei Gebäuden, die in Senken liegen
  • Mobile Schutzelemente (Barrieren, Fensterklappen)
  • Aufkantungen an Lichtschächten und Kellereingängen
  • Horizontale wie vertikale Abdichtung des Kellers sowie Dränung
  • Bauliche Maßnahmen („Weiße Wanne“) u.a. gegen drückendes Grundwasser
  • Überprüfung von Rohrdurchführungen
  • Regelmäßige Reinigung der Regenrinnen und -rohre
  • Rückstausicherung gegen aus der Kanalisation eindringendes Wasser

Darüber hinaus können Sie Ihren Schaden bei einem Wassereintritt reduzieren, wenn Sie die Kellerräume entsprechend einrichten und nutzen:

  • Den Keller nicht als Wohnraum ausstatten und dort keine wertvollen / empfindlichen Gegenstände lagern
  • Wasserbeständige Materialien verwenden wie Fliesen; keine Tapeten
  • Heizungsanlage und elektrische Installation in oberirdischen Geschossen
  • Elektrische Leitungen an der Kellerdecke verlegen
  • Heizöltanks gegen Wassereintritt und Aufschwimmen absichern
  • Abschluss einer Elementarschadenversicherung: darauf achten, dass Starkregen und Hochwasser abgedeckt sind!

 

Hier geht es zur Checkliste Gebäudeschutz der StEB Köln

> Das kann der Bürger gegen die Folgen von Starkregen tun – Präventionsmaßnahmen

Welche Maßnahmen kann die Kommune ergreifen?

Neben der Planung, dem Betrieb und der Wartung des Kanalnetzes kann sich die Kommune über verschiedene Maßnahmen auf Starkregenereignisse vorbereiten und einiges für die kommunale Überflutungsvorsorge tun: bauleitplanerisch, städtebaulich und ingenieurtechnisch als auch organisatorisch und administrativ. Dabei sollten u. a. folgende Ziele verfolgt werden:

  • Oberflächenwasser in der Fläche zurückzuhalten
  • unvermeidbares Oberflächenwasser im Straßenraum geordnet und schadensarm abzuleiten oder zwischenzuspeichern (durch die multifunktionale Nutzung von Flächen, z. B. kann ein Park im Starkregenfall als Wasserrückhaltebereich dienen)
  • Oberflächenwasser gezielt Freiflächen zum Rückhalt zuzuführen
  • Renaturierung versiegelter Flächen, Schaffung von Grünanlagen und natürlichen Böden, Erosion verhindernde Bepflanzung
  • Ökologische Aufwertung und Erhalt von Grünzonen, Biotopen und Waldflächen als Vorsorgebeitrag zur Retention von Starkregen, Ausgleichsflächenmanagement und Erosionsschutz
  • eine schadlose Ableitung in Gewässern und Entwässerungsgräben zu ermöglichen
  • die frühzeitige Einbeziehung der Überflutungsvorsorge bei der Bauleitplanung und bei Baugenehmigungen vorzusehen
  • eine organisatorische Struktur für die ressortübergreifende Koordinierung zu schaffen
  • Alarm- und Einsatzpläne aufzustellen
  • die Bürger über die bestehenden Risiken und ihre Eigenverantwortung zu informieren und bezüglich der Eigenvorsorge zu beraten
  • Aufklärung von Landwirten, Forstbediensteten und anderen Gruppen
  • ein ganzheitlich ausgerichtetes Risiko-Management für urbane Sturzfluten zu etablieren
  • Engagement bei Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen
  • Förderung von naturnaher Regenwasserbewirtschaftung und Maßnahmen, die vor den Folgen von Starkregen schützen
  • Bürgerliches Engagement in diesem Bereich fördern

> Das können die Kommunen gegen die Folgen von Starkregen tun – Präventionsmaßnahmen